hol över — begegnungen am fluß [Serie 2000...]

ÜBER DEN FLUSS

Über den Fluß ist eine Hommage an das Sofortbild. Auch wenn das Mobiltelefon uns des Erlebens des Prozesses der Bildwerdung — des „klick-sirrrr-wedel“ (auslösen, auf den Bildtransport aus dem Schlitz warten und, in der irrigen Hoffnung schneller etwas sehen zu können, mit der Pappe wedeln — beraubt hat, so ermöglicht uns die ständige und schnelle Verfügbarkeit des Telefons jetzt das Einfangen von Momenten, die vorher dem Vergessen anheimgefallen wären. Wie das Polaroidfoto, besitzt auch das Telefonfoto eine eigene, technisch bedingte Ästhetik, wenn man sie denn, gegen die Versuche der „Bildoptimierung“ durch die Hersteller, hervorbringen möchte. Gerade in Situationen, in denen wenig Licht vorhanden ist, wird durch Algorithmen versucht den reduzierten Umfang der Sensorinformationen auszugleichen, um ein, dem Gesehenen entsprechendes, Bild zu schaffen. Dabei werden Bildinformationen interpoliert und gleichzeitig versucht, dieses „Hinzudichten“ zu kaschieren. Mir geht es darum, durch die digitale Entwicklung, das Kaschierende der Bildoptimierungsbemühungen zurückzufahren, und die besondere Ästhetik sichtbar zu machen (wie auch in den Nachtbildern in „Een Törn rund Finkwarder“). Ein anderer Aspekt dieser Serie ist das Nutzen reflektierender Flächen, wie Scheiben, um durch Überlagerung unterschiedlicher, sonst nicht miteinander in Beziehung stehender Ebenen, neue Geschichten zu komponieren.

Copyright R-M Diedrich